Städtepartnerschaft

Die Vereinbarung zwischen Kirchheim unter Teck und der Gemeinde Bački Petrovac (Serbien) über die Städtepartnerschaft

- Die Grundlage des Fördervereins Kirchheim-Petrovac -

Seit 05. Mai 2017 besteht zwischen der Stadt Kirchheim unter Teck und der serbischen Gemeinde Bački Petrovac ein Partnerschaftsabkommen.

Die seltene Vereinbarung zwischen einer deutschen und einer serbischen Kommune ist auf die Patenschaft zurückzuführen, die Kirchheim unter Teck 1966 für die deutsche Bevölkerung aus Bulkes übernahm, die aus einem Ortsteil der neuen Partnergemeinde (heute Maglić) nach dem II. Weltkrieg vertrieben wurde.

Wie kam es zu der Städtepartnerschaft?

Die Bulkeser nahmen nach der Normalisierung der politischen Verhältnisse in Serbien 2005 Beziehungen zu ihrer alten Heimat auf. Dem Bulkeser Heimatausschuss gehörte seinerzeit Wilhelm Bauderer an (heute im Vorstand des Fördervereins). In Abstimmung mit dem Heimatausschuss nahm er Kontakte nach Serbien auf. Da er in Bulkes geboren wurde und bis zu seinem 16. Lebensjahr in der Gemeinde Bački Petrovac lebte, besuchte er dort die Grundschule und das Gymnasium. Er spricht serbisch und slowakisch. Ihm war es möglich, in der alten Heimat der Bulkeser offizielle Beziehungen zu knüpfen, eine Zusammenarbeit zwischen den ehemaligen und den neuen Bewohnern von Maglić ohne Vorbehalte einzuleiten, Verhandlungen über gemeinsame Anliegen zu führen und in Serbien Heimatreisen der Bulkeser zu organisieren. Die serbischen Partner standen dem interessiert gegenüber. So gelang es dem Heimatausschuss der Heimatortgemeinschaft Bulkes innerhalb weniger Jahre bedeutende Projekte in Angriff zu nehmen, die Beispiele einer gelungenen Aussöhnung und Völkerfreundschaft darstellen. Die Bulkeser konnten zwei Gedenksymbole in Maglić errichten zum Andenken an die deutschen Siedler und Gründer des Ortes und ihre zahlreichen Opfer, die sie durch die Vertreibung nach dem II. Weltkrieg erlitten. Außerdem fanden häufige Heimatreisen statt, an denen sich viele Bulkeser beteiligten. Sie wurden in ihrem ehemaligen Heimatort herzlich empfangen, durch den Ort geführt und bewirtet.  

Die Patenstadt Kirchheim unter Teck verfolgte die erfolgreichen Beziehungen der Bulkeser zu ihrer alten Heimat mit Wohlwollen. Sie bot ihnen dafür jede erforderliche Unterstützung und begrüßte offiziell bei Gegenbesuchen ihre Gäste aus Serbien. Die damals amtierende Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker und der spätere Bürgermeister Stefan Wörner sowie mehrere Gemeinderätinnen und -räte waren Mitreisende bei einigen Heimatreisen der Bulkeser, was in der serbischen Öffentlichkeit eine große Beachtung fand. Daraus entwickelte sich eine freundschaftliche Atmosphäre des gegenseitigen Verstehens und des Interesses füreinander. Es zeigte sich auf beiden Seiten die Bereitschaft, auch in der Zukunft Kontakte unterhalten und  kooperieren zu wollen.

Den ersten konkreten Vorschlag dazu unterbreitete der damalige Vorsitzende des Ortschaftsrates Dr. Rajko Perić am 05.06.2014 anlässlich eines Besuches der Gäste aus Maglić. Die Initiative stieß in der Stadt auf offene Ohren. Die Leitung im Rathaus ergriff die erforderlichen administrativen Schritte, um festzustellen, ob für eine Städtepartnerschaft mit der serbischen Gemeinde Bački Petrovac die Voraussetzungen gegeben sind. Das Ergebnis war positiv. Auch der Gemeinderat war nahezu einstimmig dafür.

Danach begannen Kontakte über die Abfassung einer Vereinbarung der angehenden Städtepartner. Die Oberbürgermeisterin von Kirchheim unter Teck und Herr Wörner, der ebenfalls für die Angelegenheit zuständig war, beteiligten Wilhelm Bauderer als Vorsitzenden der Heimatortgemeinschaft Bulkes an den Verhandlungen mit den serbischen Kontaktpersonen und der Abfassung einer Vereinbarung im Interesse aller Beteiligten. Das führte bald zum Erfolg und zu Abfassung einer deutschen und serbischen Vereinbarung. Die Serben waren auch bereit, die Anliegen der Heimatortgemeinschaft Bulkes zu berücksichtigen. Es wurde vereinbart, freundschaftliche Beziehungen der Städtepartner, ihrer Bürger, Organisationen, Unternehmen und Schulen zu fördern, sich auf verschiedenen Gebieten auszutauschen und eine europäische Völkerfreundschaft zu pflegen. Die Städtepartner sahen es als ein gemeinsames Anliegen an, das Andenken an die ehemalige deutsche Bevölkerung von Bulkes und ihr zurückgelassenes Kulturgut zu bewahren.  

Die Regierung der Serbischen Republik stimmte dem internationalen Abkommen 2016 zu. Am 05. Mai 2017 wurde die bereits ausgehandelte Vereinbarung über die Städtepartnerschaft in Bački Petrovac in Gegenwart mehrerer Gemeinderätinnen und -räte der Städtepartner, vieler Bulkeser, die sich auf der Heimatreise befanden, und einer großen serbischen Öffentlichkeit durch die Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker und den Bürgermeister Srđan Simić feierlich unterzeichnet. Siehe Wortlaut der deutschen und serbischen Fassung des Abkommens.

Download der Partnerschaftsvereinbarungen in deutsch und serbisch

Am 11. Mai 2018 wurde die Vereinbarung über die Städtepartnerschaft in Kirchheim unter Teck anlässlich des Festwochenendes der Städtepartnerschaften 2018 in Gegenwart der Stadtoberhäupter der Kirchheimer Partnerstädte Rambouillet und Kalocsa noch einmal feierlich unterzeichnet.

Das internationale Abkommen trug von Anfang an Früchte. Es kam zum Austausch der Repräsentanten der Partnerstädte. Petrovac lädt regelmäßig zum Slowakischen Nationalfest ein, das jährlich im August stattfindet, und es wurde vereinbart, in Zusammenarbeit für die Sanierung der ehem. evang. Kirche der Bulkeser zu sorgen. Zur Unterstützung der Städtepartnerschaft auf Bürgerebene wurde am 01. Februar 2019 dieser „Förderverein zur Pflege der Kultur, Völkerverständigung und Heimatpflege zwischen Kirchheim unter Teck und Bački Petrovac e.V.“ (abgekürzt: Förderverein Kirchheim-Petrovac) gegründet, zu dessen Vorstand und Ausschuss auch mehrere aktive Bulkeser gehören.

Die serbische Partnergemeinde ergriff 2019 die im Abkommen vorgesehen Initiative hinsichtlich der Bulkeser Kirche und bewarb sich erfolgreich um staatliche Fördermittel für die Außensanierung des seit Jahren leerstehenden sakralen Gebäudes i.H.v. 15 Mio. Dinar (etwa 127.650 €). Die  deutsche Partnerin und der Förderverein starteten eine Spendenaktion, bei der für die Sanierungsmaßnahmen über 40.000 € gesammelt wurden. Die Außensanierung wurde 2020 erfolgreich abgeschlossen. Nach Abflauen der Coronapandemie werden nun Mittel und Wege gesucht mit der Innensanierung zu beginnen.