Hätten die Verantwortlichen der Jugendkapelle Kirchheim unter Teck im Vorfeld gewusst wie groß der organisatorische Aufwand für eine Konzertreise nach Serbien ist, sie hätten diese Reise vermutlich nicht ins Auge gefasst.

Wir sind froh, dass sie es nicht wussten, denn so kam es zu diesem für alle Beteiligten großartiges Erlebnis.

Als der Bus am Abend des 27.10. mit 52 Kindern und Jugendlichen und 10 Betreuungskräften zu einer Nachtfahrt startete, lag ein Jahr akribische Organisationsarbeit hinter dem vorwiegend aus jungen Menschen bestehenden Orga-Team. Neben allem was es für so eine große Gruppe mit teils sehr jungen Teilnehmenden üblicherweise zu organisieren gab, kamen noch endlos erscheinende Zoll- und Grenzformalitäten hinzu. Nicht- EU-Ausland eben und kaum einer war vorher schon je in Serbien gewesen.

Die Gruppe hatte Quartier in Novi Sad, das nur 30 km von unserer Partnerstadt entfernt, wunderschön an der Donau liegt. Mit ca. 400 000 Einwohnern ist es die zweitgrößte Stadt Serbiens, dazu noch eine lebhafte Universitätsstadt mir schöner Innenstadt, schönen Cafés und Gaststätten.

Bereits am nächsten Tag, am Sonntag dann das erste Konzert im schönen Saal des Vojvodina- Theaters in unserer Partnerstadt Bački Petrovac.

Alle 400 Plätze waren restlos belegt, neben der Bürgermeisterin von Bački Petrovac, Jasna Sproh und reichlich lokaler Prominenz, hatte es sich der Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader aus Kirchheim Teck nicht nehmen lassen eigens zu diesem Ereignis anzureisen. Ebenfalls anwesend die 1. Vorsitzende des Fördervereins Kirchheim-Petrovac, der mit viel Herzblut unentwegt an dieser Städtepartnerschaft arbeitet.

Besondere Bedeutung und Glanz erhielt der Konzertabend aber durch die Anwesenheit der deutschen Botschafterin Anke Konrad, die in  ihrer Ansprache die Bedeutung von Städtepartnerschaften, die In Serbien leider noch eine Rarität sind, hervorhob.

Daher auch der Konzertbeginn nicht mit Nationalhymnen, sondern mit der Europahymne - der Funke sprang nahezu sofort auf das Publikum über. Die jungen Musikerinnen und Musiker spielten mit einer Konzentration und Präzision sinfonische Blasmusik auf höchstem Niveau – etwas was das Publikum so in seiner Perfektion nicht erwartet hatte. Der Jubel am Ende war riesengroß, stehende Ovationen, nicht enden wollender Applaus.

Zu welcher Höchstleistung Dirigent Stadtmusikdirektor Marc Lange hier das von ihm geleitete und geformte Jugendorchester führte, war grandios.

In der Videogalerie ist ein Mitschnitt dieses Konzerts zu finden, das im zweiten Teil noch durch den Auftritt lokaler Folkloregruppen ergänzt wurde. Darunter auch die jungen Leute von Đura Jaksić, die im Juni in Kirchheim gewesen waren.

Am Montag folgte das Orchester dann der Einladung des Kulturzentrums(KC) Bulkes-Maglić, ohne deren organisatorische Meisterleistung die Reise nicht möglich gewesen wäre, einer Einladung nach Maglić.

Dort wurden sie von Violeta Cvetković und Radomir Zotović, dem Vorstand des  KC herzlich empfangen, durch den Ort geführt und beim Frauenverein herzlich begrüßt und beschenkt.

Auch die Ausführungen zur deutschen Geschichte des Ortes und dem Schicksal der Donauschwaben folgten die jungen Menschen interessiert. Unsere Gastgeber waren völlig fasziniert von der Disziplin und der sozialen Kompetenz der Gruppe. Am Ende dann noch ein Blick in die ehemalige evangelischen Kirche – von außen bereits schön wieder hergerichtet, aber im Innern noch eine Ruine, für deren Renovierung Bürger von Maglić zusammen mit dem Förderverein Kirchheim-Petrovac nicht nur kämpft, sondern versucht Mittel aufzutreiben. Als Radomir Zotović am Ende des Kirchenbesuches die jungen Leute einlud genau an dieser Stelle in 5 Jahren, wenn die Sanierung geschafft sei, das Eröffnungskonzert zu spielen brandete riesiger Beifall und Jubel auf.

Am Nachmittag dann die „Sightseeing-Tour“ in Backi Petrovac mit Besuch des Kunstvereins, des Heimatmuseums und der evangelischen Kirche.

Am Dienstag dann das zweite Konzert, dieses Mal in dem wunderschönen Konzertsaals der neugebauten Musikschule in Novi Sad. Rainer Mühlherr, der „Cheforganisator“ hatte im Vorfeld nicht locker gelassen um einen lokalen Partner für einen gemeinsamen Auftritt zu suchen. Diesen hatte er mit dem Orchester 23. Oktober schließlich gefunden. Blasorchester sind rar in Serbien, sinfonische Blasmusik wird nahezu nicht aufgeführt, daher zeigte sich der 23. Oktober, der den 1. Teil des Konzerts bestritt, zwar nicht auf gleichem Niveau, aber doch sehr engagiert.

Dann im zweiten Konzertteil die Jugendkapelle Kirchheim unter Teck – es ging ein Raunen durch das Publikum. Eine solche Qualität war offensichtlich nicht erwartet worden. Und am Ende dann tosender Applaus und stehende Ovationen. Als Besonderheit musizierten dann der 23. Oktober und die Jugendkapelle gemeinsam – die Bühne war mir über 70 Akteurinnen und Akteuren gefüllt. Die Orchestermitglieder fühlten zweifellos, dass ihnen etwas Besonderes gelungen war, und dass in diesem Konzert die völkerverbindende Wirkung von Musik spürbar wurde.

Nach einem weiteren Tag, der mit einem Ausflug in die Umgebung, und Ausgehen in Novi Sad gefüllt war, machte sich die Gruppe, erfüllt von dem Erlebten und gewärmt von herzlicher Gastfreundschaft auf den Weg nach Hause – im Herzen ein Erlebnis, das man für Geld nicht kaufen kann.

Die Aufmerksamkeit, die diese Konzertreise in der Region erregt hat, war riesig – Fernsehen, Radio, Zeitung, Videomitschnitte und nicht zuletzt das begeisterte Weitererzählen des Erlebten, wirken mit Sicherheit noch lange nach und geben der Städtepartnerschaft zwischen Kirchheim unter Teck und Bački Petrovac neuen Schwung.

Silvia Oberhauser