Renovierung Bulkeser Kirche

Die evangelische Kirche der ehem. deutschen Gemeinde BULKES Werdegang und Sanierung 2019/20

Die evangelische Kirche der ehem. deutschen Gemeinde BULKES Werdegang und Sanierung 2019/20

Mit dem Abkommen vom 05. Mai 2017 über die Städtepartnerschaft trafen
Kirchheim unter Teck und Bački Petrovac folgende Vereinbarung:

„Die Partnerstädte sehen den vielseitigen Ausbau von kulturellen Beziehungen als wichtigen Bereich der Zusammenarbeit an. Sie fördern Verbindungen zwischen kulturtreibenden Vereinigungen und Organisationen. Im Mittelpunkt der kulturellen Beziehungen steht das gemeinsame Bestreben, die Bulkeser Kirche in Maglić zu erhalten und dort ein Dokumentationszentrum einzurichten“

Das Wappen der ehemaligen deutschen Gemeinde Bulkes

Welcher Kirche?

BULKES wurde durch evangelische Christen (Lutheraner) 1786 im Rahmen der Besiedlung des donauschwäbischen Raumes durch die Habsburger Kaiserheute in der serbischen Batschka gegründet. Die Siedler aus dem Südwesten der deutschen Lande errichteten zunächst in dem 1.600 Seelen zählenden Dorf ein Bethaus. Bereits in der dritten Generation entstand der Wusch nach einer würdigen Kirche, einem Tempel ihres Glaubens, der ihnen stets Halt und Orientierung gibt.

Am 16.11.1814 beschlossen die Gemeindevertreter ein Gotteshaus im Wege der Selbstbesteuerung zu bauen. Die Ortsbewohner hatten das abzugeben, was sie ernteten. Durch die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte sollte Baugeld beschafft werden. Mit den ersten Steuer-Einnahmen wurde Baumaterial - zuerst Bausteine - beschafft. Nach der Verpflichtung eines bekannten Baumeisters wurde am 29.09.1817 der Grundstein gelegt. Der Bau der Kirche ging gut voran, da sich fast alle Dorfbewohner nach Kräften daran beteiligten. 1820 war der majestätische Kirchenbau fertig und strahlte kilometerweit in die Pannonische Ebene hinein. Der Tag der Einweihung ist in den erhaltenen Dokumenten nicht ersichtlich.

Die Innschrift über dem Kirchenportal der ehem. Bulkeser Kirche

 

1786 – 1886

Zur Erinnerung an die vor einhundert Jahren stattgehabte Ansiedlung von Bulkes durch Kaiser Josef II. widmet die Gemeinde diese Gedenktafel am 14. Juni 1886

Zur dankbaren Erinnerung an unsere Vorfahren anlässlich der 150. Jahresfeier der Gemeinde Bulkes am 1. und 2. August 1936

 

 

Mit dem selbst geschaffenen Gotteshaus ging die schwere Zeit der Bulkeser Siedler (die erste  Generation fand den Tod, die zweite litt Not, erst die dritte erntete das Brot) zu Ende. Danach begann ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Aufschwung, der 125 Jahre der ehem. deutschen Gemeinde autarke und glückliche Jahre bescherte.

Am 15. April 1945 ging die Geschichte von BULKES und die der evangelischen Kirche zu Ende. Die deutsche Bevölkerung des Ortes wurde durch die Tito-Partisanen wegen angeblicher Kollaboration mit Nazi-Deutschland aus dem Ort vertrieben und in ein Konzentrationslager nach Bački Jarak deportiert. Das Kirchengebäude  verlor seine Widmung.

Kommunismus und Kirche

In den Folgejahren kamen nach BULKES zunächst geflohene kommunistische Kämpfer des griechischen Bürgerkrieges, die das verlassene Kirchengebäude als Magazin für landwirtschaftliche Zwecke nutzten. Diese Nutzung wurde fortgesetzt als später - ab 1949 - serbische Siedler in den Ort einzogen. Damals wurde die restliche Kircheneinrichtung entfernt und eine mehrstöckige Holzkonstruktion eingebaut, um unterschiedliche Feldfrüchte, Getreide, Geräte, zeitweise auch Ackerpferde unterzubringen.

Ehem. Bulkeser Kirche außen und innen vor etwa 20 Jahren

Nach etwa 20 Jahren ging die landwirtschaftliche Nutzung des Kirchengebäudes zu Ende. Es wurde verlassen und vernachlässigt. Manchmal sah man Sträucher aus den Fenstern

wachsen. Sein Verfall schien unaufhaltsam zu sein. Lediglich der Eingangsbereich des Gebäudes wurde vorübergehend für Zwecke der orthodoxen Kirche genutzt. Auch diese Nutzung ging am Anfang des 21. Jahrhunderts zu Ende.  Der bedauernswerte Zustand der Kirche vor der Jahrhundertwende war für mehrere Bulkeser Landsleute, insbesondere für Bernie Sander aus Kanada (Mitglied des Fördervereins) der Anlass, etwas zu unternehmen. Sie fanden Unterstützer vor Ort. Die Bewohner von Maglć waren von Anfang an sehr stolz auf ihre schöne Gemeinde und identifizierten ihr Dorf auch schon bald mit der ehemaligen Kirche mitten im Ort. Deren trauriger Anblick hatte dort schon früh zu Überlegungen  geführt, wie die Kirche vor dem Zerfall bewahrt werden könne. Aus finanziellen Gründen war dies lange Zeit nicht möglich. Bernie Sander spendete eine größere Geldsumme für Renovierungsarbeiten. Da die Aktion jedoch bei den offiziellen Vertretern der Ortschaft und Gemeinde auf keinen Widerhall stieß, und auch der Bulkeser Heimatausschuss beteiligte sich nicht, blieb das löbliche Unterfangen ohne einen erkennbaren Erfolg.

Aufkeimende Hoffnung

Schon früh begannen ehemalige Bewohner von BULKES auf privater Basis ihre alte Heimat zu besuchen. Seit 2005 begann die Organisation der Heimatsortsgemeinschaft der Bulkeser (HOG) Heimatreisen nach BULKES anzubieten. Immer besser kooperierte man mit der Ortverwaltung und suchte gemeinsam nach Lösungen, das Andenken an die deutsche Vergangenheit und das noch vorhandene Kulturgut zu bewahren. Dieses Bestreben bekam eine konkrete Form als die deutsche Patenstadt der BULKESER, Kirchheim unter Teck, 2017 eine Partnerschaft mit Bački Petrovac, zu dem Maglić, das ehem. BULKES gehört, einging und die anfangs zitierte Vereinbarung traf, um das Gebäude zu sanieren und neuen zeitgemäßen, kulturellen Zwecken zuzuführen.

Außenrenovierung 2019

 

Die erste Initiative ergriff die serbische Partner-Gemeinde Bački Petrovac. Sie ließ ein Sanierungsprojekt erstellen und bewarb sich beim serbischen Kulturministerium im Wettbewerb „Städte im Fokus“ um Fördermittel für das Kirchengebäude in Maglić. Die Bewerbung war gut begründet. Es wurden detaillierte Projektunterlagen eines renommierten Planungsbüros (Dr. Đukanović) vorgelegt. Die Bewerbung war erfolgreich. Die Gemeinde erhielt 2019 Fördermittel i. H. von 15 Mio. Dinar (etwa  127.650 €). Noch im gleichen Jahr wurden die Sanierungsmaßnahmen ausgeschrieben und mit den Arbeiten begonnen. Die Sanierung bezog sich auf das Äußere des Gebäudes. Es wurde eine Feuchtigkeitssperre in die Wände eingezogen, das Dach neu eingedeckt, alle Fenster erneuert, die Fassade ausgebessert und gestrichen. Das konnte mit den Fördermitteln weitgehend bewerkstelligt werde. Es blieben lediglich kleinere Maßnahmen offen, wie teilweise der Glockenturm und das nicht sanierte Kirchenportal. Auch der Förderverein Kirchheim-Petrovac, der zur Unterstützung der Städtepartnerschaft zwischen Kirchheim unter Teck und Bački Petrovac 2019 gegründet wurde, trug dazu aus Spenden bei.

 

Innenansichten der Kirche heute

 

Nach Abschluss der Außensanierung 2020 bemühte sich der Förderverein intensiv um Spenden und um Fördergelder um mit der Innensanierung zu beginnen zu können.
Nach einem langwierigen Antragsverfahren an das Bundesministerium für Kultur und Medien, kam im März 2024 endlich die gute Nachricht, dass es eine Förderung unseres Projektes geben wird.
Bund und Länder haben sich im Bundesvertriebenengesetz verpflichtet das kulturelle Erbe der Deutschen im östlichen Europa zu erforschen, zu vermitteln und zu bewahren und dementsprechend vergibt das Ministerium Fördermittel, die dazu beitragen sollen „deutsches Kulturgut der historischen Siedlungsgebiete im östlichen Europa zu sichern und zu erhalten.“
Wir erhalten Mittel für die nächsten beiden Bauabschnitte (2024 /2025) und können damit den Boden des Gebäudes herstellen und eine Betonplatte gießen lassen. Es werden Wasser- und Abwasserleitungen installiert, Elektroarbeiten durchgeführt, Treppen und Türen saniert, Wände und Gewölbe gereinigt und verputzt, der Stuck restauriert.
Zusammen mit unseren Eigenmitteln von 15 000€ , die wir gemäß Ministerium einbringen müssen, stehen dann 96 546 € zur Verfügung.
Damit wird noch nicht alles fertig sein, aber es wird ein Riesenanteil dessen was nötig ist erledigt sein, und das Gebäude wird danach bereits im Sinne eines Kulturzentrums für Veranstaltungen nutzbar sein.

Nach der Außensanierung 2020