Die Ansiedlung der Bulkeser

Die sogenannte „Kolonisation“ der Donauschwaben im südlichen Ungarn an der Militärgrenze fand seit den 1720er Jahren statt. Dabei lassen sich unterschiedliche Zeitpunkte der Besiedlung und auch verschiedene Ansiedlungspraktiken beobachten. Während etwa im Banat, das 1718 direkt dem Kaiser in Wien unterstand, eine staatlich regulierte Ansiedlung praktiziert wurde, kam es im westlich davon gelegenen Transdanubien, wo große Magnaten und Grundherren die Besiedlung ihrer Länder organisierten, zu privaten Ansiedlungen. Insbesondere die Rechte und Privilegien der angesiedelten Kolonisten konnten sich daher stark voneinander unterscheiden.


Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass sich im 18. und frühen 19. Jahrhundert zwischen 100.000 und 150.000 Deutsche entlang der Donau und Save ansiedelten. Dabei konnte sich zwischen den einzelnen kleinen Siedlungsinseln der Deutschen, die oft nur aus wenigen Dörfern bestanden, kein gemeinsames „donauschwäbisches“ Bewusstsein herausbilden. Zu unterschiedlich waren die Lebenswirklichkeiten in den verschiedenen Regionen und Städten. Auch der Begriff „Donauschwaben“ ist nicht zeitgenössisch aus der Zeit der Ansiedlungen, sondern stammt aus dem 20. Jahrhundert.

Die Ansiedlung der Bulkeser geht auf das Jahr 1786 zurück. Bulkes ist damit eine der späteren
Kolonien, die auf den Kaiser Josef II. zurückgehen. Außergewöhnlich sind die Bulkeser zudem, da es sich bei ihnen um protestantische Siedler handelte. Im Gegensatz zu ihnen war der weit überwiegende Teil der angesiedelten Donauschwaben katholisch. Die Herkunft der Bulkeser lag überwiegend im Südwestdeutschen Raum. Die meisten Ansiedler kamen aus der Pfalz. Andere kamen aus dem Elsass, aus Hessen, Schwaben und Baden.
In sogenannten Ulmer Schachteln ging es die Donau hinab. Ulmer Schachteln beziehungsweise Wiener Zillen waren Flussschiffe mit flachem Boden. Seit dem Mittelalter wurden mit ihnen Waren und Personen die Donau hinunter transportiert. Am Zielort angelangt, wurden die aus Holz gefertigten Schiffe zerlegt und als Nutzholz verkauft. 900 Personen folgten den Werbungen des Kaisers und fanden 1786 in Bulkes eine neue Heimat. Ursprünglich sollten die 215 Familien im Bezirk Kula und Palanka angesiedelt werden. Weil am Siedlungsort das Grundwasser aufbrach, musste rasch neues Siedlungsland gefunden werden. Die Wahl fiel auf das Prädium Bulkes. Bulkes verdankt seine Besiedlung daher dem Zufall. Die Häuser mussten zu diesem Zeitpunkt erst noch errichtet werden. Die Mittel für den Hausbau, Einrichtungsgegenstände, Land und Werkzeug stellte die kaiserliche Regierung den Kolonisten zur Verfügung. In den Folgejahren starben beinahe die Hälfte der Siedler an Malaria und der Tod war allgegenwärtig. Halt und Trost fanden
sie in ihrem christlichen Glauben. Zudem erhielten sie eine zehnjährige Steuerfreiheit. Alles in allem dürfte es trotz aller Nöte keine schlechte Entscheidung gewesen sein, die mühsame und gefährliche Reise auf sich zu nehmen und den Neuanfang in der Vojvodina zu wagen.